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Der Fall Aaron Hernandez: Der Kampf um den Ruf


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    Aaron Hernandez, 23 Jahre alt, ist ein großgewachsener, kräftiger, fangsicherer Typ. Wie geschaffen für die Position des sogenannten Tight End im American Football. Aaron Hernandez hat allerdings ein Problem. Er sitzt seit Ende Juni in North Dartmouth, einem kleinen Ort in Massachusetts, in Untersuchungshaft. Er steht unter dem dringenden Verdacht, einen Bekannten kaltblütig erschossen zu haben.

    Im Rahmen ihrer Ermittlungen stießen die Behörden obendrein auf Verbindungen zu einem ungeklärten Doppelmord aus dem vergangenen Jahr in Boston. Und damit hat auch George Kraft ein Problem, der noch vor einem Jahr Hernandez mit einem Fünf-Jahres-Vertrag über insgesamt 40 Millionen Dollar an seine New England Patriots gebunden hatte. Nun genügen die Beschuldigungen Kraft, um sich so weit wie möglich von seinem Angestellten zu distanzieren.

    Er kündigte nicht nur den Spielervertrag, sondern inszenierte sich in dieser Woche vor einer Gruppe von handverlesenen Journalisten als Opfer. „Keiner in unserem Betrieb wusste irgendetwas von diesen Verbindungen“, sagte er nach Angaben des „Boston Globe“. „Wenn das wahr ist, bin ich schockiert.“ Obwohl die Vorwürfe nicht belegt sind, hielt der Sportunternehmer, dessen Vermögen auf mehr als zwei Milliarden Dollar geschätzt wird, den Rauswurf für die einzige Option: „Aus Prinzip. Das hat nichts mit Geld zu tun.“

    Der Anstrich des Hochmoralischen gehört in der NFL zur Imagepflege. Zwar lässt sich die Philosophie des Spiels, wie der Berliner Jung-Profi Björn Werner von den Indianapolis Colts sagt, auf einen einfachen Nenner herunterbrechen: „Das ist ich gegen dich. Und kann ich dich umhauen? Wer ist stärker? Bist du der Hammer, oder bist du der Nagel?“

    Doch das verbrämt die Liga gerne, die mit neun Milliarden Dollar Jahresumsatz so viel verdient wie keine andere Institution im internationalen Sportgeschäft. So als wäre es tatsächlich möglich, für einen solchen Job ausschließlich Chorknaben zu rekrutieren, die ihre Aggressivität auf dem Rasen anschalten und in ihrer Freizeit wieder ausknipsen. Dabei lässt sich aus einer Datenbank, die die kalifornische Zeitung „San Diego Union-Tribune“ angelegt hat, bereits ableiten, dass die NFL ihre Probleme tatsächlich nur kaschiert.

    Dort sind über 600 Fälle seit dem Jahr 2000 dokumentiert, in denen es Footballprofis mit der Polizei oder den Strafverfolgungsbehörden zu tun bekommen hatten. Tendenz steigend, wie das Nachrichtenmagazin „Time“ vor wenigen Tagen feststellte. Die Liga unternimmt Anstrengungen, die heiklen Fälle von Anfang an auszufiltern. Bei der jährlichen Nachwuchssichtung in Indianapolis - der „NFL Combine“ - müssen die Aspiranten seit diesem Jahr nicht nur einen Intelligenztest absolvieren, sondern sich auch noch einer einstündigen psychologischen Untersuchung unterziehen. Der Test ähnelt dem für Feuerwehrleute, dem Idealtyp des altruistischen Samariters, der keiner Gefahr aus dem Wege geht.

    Obwohl er sich einer solchen Befragung 2010 noch nicht unterziehen musste, war Aaron Hernandez schon vor der Draft 2010 kein unbeschriebenes Blatt. Eine Scouting-Firma hatte ihn von einem Psychologen durchleuchten lassen und festgestellt, dass sein soziales Verhalten auf einer Skala von eins bis zehn den schlechtesten Wert produziert hatte. Er lebe gefährlich, hieß es, und würde vermutlich für den NFL-Klub, der ihn verpflichtet, noch zu einem Problem werden. Die Patriots nahmen ihn dennoch unter Vertrag. Getreu einer langen Praxis, wonach sie gerne bei Talenten zugreifen, vor denen andere Teams zurückschrecken.

    Hernandez war vermutlich bereits als Teenager an der University of Florida in Gainesville in eine Schießerei verwickelt. Sein damaliger Trainer Urban Meyer soll damals sogar einen positiven Drogentest des Spielers unter den Teppich gekehrt haben. Meyer bestreitet das und schickte vorsichtshalber eine Breitseite an die Medien, wonach es „falsch und unverantwortlich“ sei, ihn mit dem Mordfall in Verbindung zu bringen. Auch er ist ganz offensichtlich um seinen Ruf besorgt.

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    Author: Erika Ramos

    Last Updated: 1702952162

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