Halsverletzungen im Eishockey Tod von Adam Johnson weckt bei DEG schlimme Erinnerungen

Düsseldorf · Der tragische Tod von Ex-DEL-Profi Adam Johnson bewegt die Eishockey-Welt. Debatten um einen besseren Schutz im Halsbereich sind angelaufen. Konkrete Konsequenzen bleiben aber abzuwarten. Mit Blick auf die Düsseldorfer EG werden in jedem Fall Erinnerungen an den 8. Dezember 2013 wach, als ein Pucktreffer Bobby Goepfert in Lebensgefahr brachte.

Rückblick in den Dezember 2013: Der damalige DEG-Torhüter Bobby Goepfert (l.) wird von Mannschaftsarzt Ulf Blecker versorgt.

Foto: Kevin Kurek / dpa

Die Eishockey-Welt ist fassungslos. Und in Trauer. Beides infolge des tragischen Todesfalls Adam Johnson. Der frühere DEL-Profi der Augsburger Panther war bei einem Spiel in England gestorben, nachdem die Kufe eines Gegenspielers ihm tragischerweise den Hals aufgeschlitzt hatte. Am Dienstagabend (19.30 Uhr) tritt nun die Düsseldorfer EG in Augsburg an, und für einige Momente wird die Krise des Tabellenletzten vom Rhein in den Hintergrund rücken. Die Panther haben eine Gedenkminute vor dem Spiel angekündigt. Und die Düsseldorfer ihrem Mitgefühl ebenfalls schon Ausdruck verliehen.

DEG wünscht der Familie von Johnson viel Kraft

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„Auch wir wollen natürlich nicht versäumen, unserer Bestürzung über den tragischen Tod von Adam Johnson Ausdruck zu verleihen“, schrieb die DEG auf ihren Social-Media-Kanälen. „Die Eishockey-Familie ist in Gedanken bei Adam Johnsons Angehörigen und Freunden. Wir wünschen ihnen viel Kraft bei der Bewältigung des Schocks und der unermesslichen Trauer um ein junges Leben.“ Die Gedanken der Düsseldorfer Eishockey-Gemeinde dürften auch ein Stück weit bei den Augsburger Anhängern sein, schließlich sind beide Fanlager sich durchaus zugetan.

Doch die Düsseldorfer können auch aus eigener Anschauung nachempfinden, wie schwerwiegend eine Verletzung im Halsbereich für einen Eishockeyspieler sein kann. Die Erinnerung an das Drama um Torhüter Bobby Goepfert vom 8. Dezember 2013 dürfte so manchem Anhänger in diesen Tagen auch wieder sehr präsent erscheinen.

Was war passiert? Im zweiten Drittel des Derbys gegen die Kölner Haie wurde der US-Amerikaner von einem Schlagschuss des Kölner Stürmers Nathahn Robinson am Kehlkopf getroffen. Goepfert stürzte, verließ gestützt von Mitspielern das Eis. Außerhalb der Eisfläche erwuchsen bange Minuten: Weil die Schwellung des Kehlkopfes auf Goepferts Luftröhre drückte, musste Teamarzt Ulf Blecker schließlich einen Luftröhrenschnitt durchführen. Er rettete Goepfert so das Leben. Der Torhüter erfuhr übrigens erst nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus, wie kritisch es um ihn gestanden hatte.

Goepfert wäre damals fast zum Verhängnis geworden, dass er auf einen Kehlkopfschutz, den Dangler, verzichtet hatte. „Ich habe daraus gelernt und werde künftig einen Protektor auch in diesem Bereich tragen“, versicherte Goepfert damals gegenüber unserer Redaktion. „Das rate ich auch allen jungen Torhütern. Man sollte das Ding seinen Job machen lassen und sich auf seinen eigenen konzentrieren.“

Zuvor hatte Teamarzt Blecker, der heute noch immer Mannschaftsarzt von Fortuna und der DEG ist, erklärt, woher die Dramatik beim Kehlkopftreffer herrührte: „Die schnelle Reaktion und die sofortige Spritze waren entscheidend. Eine Schwellung geht nach außen, beim Kehlkopf jedoch nach innen. Dann droht der Betroffene zu ersticken, das kann sehr schnell gehen. In den ersten Minuten ist das ein lebensgefährlicher Notfall.“

Bittner und Ustorf fordern ein Umdenken beim Halsschutz

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Zehn Jahre ist der Vorfall mit Goepfert jetzt her, und noch immer verzichten jede Menge Profis der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf das Tragen eines Halsschutzes. Denn dieser ist nach wie vor nicht verpflichtend. Während sich Nationalspieler Dominik Bittner vom EHC Red Bull München nun infolge des Todesfalls Adam Johnson gegenüber dem Münchner Merkur dafür aussprach „diesen falschen Stolz abzulegen“, fordert Stefan Ustorf ein generelles Umdenken bei dieser Thematik. Man müsse sich „jetzt klar Gedanken machen“, sagte der Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers und Mitglied der Hall of Fame des deutschen Eishockeys, der „Süddeutschen Zeitung“.

Die Diskussion um Schutzausrüstungen im Eishockey sind übrigens schon immer ein schwieriges Thema gewesen. Beispielhaft sei hier die Geschichte von Jacques Plante, dem Star-Goalie der Montreal Canadiens, angeführt. Dieser lief im November 1959 erstmals mit einer Schutzmaske vor dem Gesicht auf, nachdem er dort zuvor von einem Puck getroffen wurde. Der Aufschrei war groß, selbst sein eigener Trainer war sauer wegen der Aktion. Plante wurde daraufhin als verweichlicht beschimpft. Jahrzehnte später gab es dasselbe Spiel bei der Einführung der Feldspielerhelme. Noch heute spielen einige Profis ohne Visier und es gibt Diskussionen darüber, ob so etwas wirklich nötig sei. Nach wie vor herrscht im Eishockey vermehrt das Meinungsbild vor, dass Ängste und Schwächen zeigen schlimmer sei als jedes Eigentor. Dabei zeigt der tragische Fall von Johnson, wie wichtig eine vernünftige Prävention sein kann.

Der ehemalige NHL-Profi Ustorf erlebte eine ähnliche Situation während seiner aktiven Karriere am eigenen Leib, als er eine Kufe an den Hals bekam. Damals kam er glimpflich davon, lediglich zwei kleine Striche auf der Haut blieben zurück. Unfälle wie diese kämen immer mal wieder vor, so Ustorf weiter, „aber halt noch nie mit so einem tragischen Ende". Auch deswegen kündigte die DEL an, das Thema Halsschutz auf die Agenda setzen zu wollen. „Beim nächsten Treffen der Sportlichen Leiter wird der Halsschutz Thema sein“, teilte ein DEL-Sprecher mit. Ustorf selber hat sich bereits Gedanken gemacht und schlägt unter anderem Rollkragen oder schützende Hemden vor. Ähnliches gebe es bereits aus schnittfestem Material für Hände, Füße sowie den Knöchelbereich, wo „relativ viele“ Schnittverletzungen auftreten würden.

Auch bei der DEG wird das Thema ernst genommen, wie Manager Niki Mondt auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. „Nach so einer Tragödie ist die Diskussion um den Halsschutz für mich sehr nachvollziehbar und ich befürworte diese auch“, sagt der Ex-Profi und fügt hinzu: „Natürlich ist der Fall äußerst unwahrscheinlich, aber ich könnte mir trotzdem gut vorstellen, dass bei einigen Spielern jetzt ein Umdenken stattfindet und mehr auf Halsschutz gesetzt wird. Zur Zeit liegt diese Entscheidung aber beim Spieler selbst.“

Generell ist ein Halsschutz im europäischen Eishockey bislang nur im Nachwuchsbereich bis zum Alter von 20 Jahren verpflichtend. Ob sich bei den Profis in diesem Fall künftig etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.

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